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Die Wasserversorgung Rheintal ist der grösste Trinkwasserverbund in Vorarlberg. Über ihn werden über 100 000 Einwohner versorgt.
Die Wasserversorgung Rheintal ist der grösste Trinkwasserverbund in Vorarlberg. Über ihn werden über 100 000 Einwohner versorgt.

Nachbarn bereiten sich auf Rhesi vor

Rheintal Während im St.Galler Rheintal noch immer über bestehende und neue Grundwasserbrunnen gestritten wird, plant man in Vorarlberg ein neues Grundwasserpumpwerk, um allfällige Ausfälle von Grundwasserbrunnen am Rhein zu kompensieren.

Kurt Latzer
Rhesi steht für Rhein, Erholung und Sicherheit. Letzteres gilt nicht nur für Hochwasser, sondern auch für die Trinkwasser-versorgung beidseits des Grenzflusses. Christa Köppel, Gemeindepräsidentin von Widnau und Präsidentin der Wasserversorgung Mittelrheintal, sagte einst: «Ohne Brunnen kein Rhesi.» Gemeint hat sie vor allem die Grundwasserbrunnen im Rheinvorland auf Widnauer Boden. Seither wird entlang des Rheins gebohrt, analysiert, abgeklärt und diskutiert. So richtig vorwärtsgekommen ist man bisher in derBrunnenfrage allerdings nicht. Seit November wird das Projekt Rhesi durch eine Einsprache von Pro Natura und WWF blockiert. Die Organisationen wehren sich damit gegen die Errichtung von Pegelmessstationen, weil sie befürchten, es könnten neue Grundwasserbrunnen im Rheinvorland entstehen.

Ein neues Ill-Grundwasser-Pumpwerk soll es richten Das Problem mit den Wasserfassungen entlang des Rheins und deren Ersatz ist nicht allein ein schweizerisches. Während aber diesseits des Rheins um Brunnen und deren Ersatz debattiert wird, sind die Nachbarn einen grossen Schritt weiter. Die Stadt Feldkirch und der Trinkwasserverbund Rheintal, der über 100 000 Einwohner mit Trinkwasser versorgt, haben sich vergangenen Herbst auf den Bau eines neuen Trinkwasserbrunnens und der nötigen Leitungen von Matschels und Mäder geeinigt. Dieses 18 Mio. Euro teure Projekt ist die Grundvoraussetzung für das Hochwasserschutzprojekt Rhesi. Denn während der geplanten Arbeiten am Rhesi-Projekt muss Vorarlbergs grösstes Pumpwerk in Mäder für längere Zeit stillgelegt werden. Das Pumpwerk Mäder fördert jährlich drei Millionen Kubikmeter Trinkwasser, mit dem die Gemeinden Mäder, Altach, Götzis, Hohenems, Lustenau, Dornbirn, Schwarzach und Alberschwende versorgt werden. Wann mit dem Bau des neuen Werks begonnen wird, hängt laut den zuständigen Stellen vom Baubeginn von Rhesi ab. Markus Mähr ist Projektleiter Rhesi bei der Internationalen Rheinregulierung (IRR). Zum derzeitigen Stand der Planung beidseits des Rheins sagt er: «Es ist richtig, dass in Vorarlberg gemeinsam mit Wasserwerken ein neuer Standort in der Nähe der Ill untersucht wird. Auch auf Schweizer Seite sind wir mit den Gemeinden in engem Kontakt, um eine gute Lösung für die Trinkwasserversorgung zu finden.» In diesem Winter seien eine Reihe von weiteren hydro-geologischen Untersuchungen geplant. Daher könne noch nicht über ein Verschieben oder einen Ersatz von Brunnen gesprochen werden. «Klar ist, dass wir die Frage in enger Abstimmung mit den Gemeinden klären», sagt Mähr.



Versorgung über die Grenze wäre möglich



Wenn keine geeigneten Brunnenstandorte da sind: Wird auch der Zusammenschluss der Wasserwerke im St.Galler Rheintal mit denen in Vorarlberg diskutiert? «Ein Zusammenschluss der Wasserwerke des St.Galler und des Vorarlberger Rheintals ist für das Projekt Rhesi nichterforderlich», sagt der Rhesi-Projektleiter. Es werde aber sehr wohl darüber nachgedacht, sich während des Baus von Rhesi über die Grenzen hinweg gegenseitig auszuhelfen, damit nicht für die Zeit nach dem Bau Überkapazitäten geschaffen würden. Eine Zusammenarbeit über den Rhein hinweg gibt es im unteren Rheintal. Die Wasserversorgung St.Margrethen Rheineck liefert Trinkwasser über die Grenze nach Gaissau. Könnte das Projekt Rhesi scheitern, wenn beispielsweise für die Widnauer Brunnen kein gleichwertiger Ersatz gefunden wird? Markus Mähr: «Die Brunnenthematik ist derzeit sicher die grösste Herausforderungbeim Projekt Rhesi.Wir sind aber überzeugt, dies lösen zu können.» Der nächste wichtige Schritt sei die Fertigstellung des generellen Projekts (Vorprojekt). «Das wollen wir bis Ende des Jahres schaffen. Es folgen die Umweltverträglichkeitsprüfungen und Auflagen. Der früheste Rhesi-Baubeginn ist daher aus derzeitiger Sicht 2021», sagt der Rhesi-Projektleiter.